26062020-2148:M

Frechheit siegt, heißt es ja. Ich frage mich, wann man den Punkt erlangt, als Politiker, als Manager, als Mensch, an dem man nicht mehr nervös ist, weder die Hände noch die Augen zucken, wenn man lügt. Ich halte das für ein großes Können, sich abzuschotten von jeglichem Zweifel und von jeglicher Moral. Wie Roboter wirken die Menschen, die in den Interviews zu Skandalen, zu Fehltritten, zu offensichtlichen Lügen befragt werden. Wiederholung von Standsätzen, wie ein stotterndes, ein festhängendes Programm. Hardware in Ordnung (sieht alles fesch aus), Software allerdings korrumpiert. Werden wir von Robotern beherrscht? Ist das die ominöse neue Realität über die wir jetzt seit Wochen nachdenken? Wir sagen, wir wollen sie nicht haben, wir wehren uns dagegen, aber sie ist schon da.

Weißt du, es gibt Momente, da denke ich mir: Was ist, wenn die ganzen Verschwörungstheorien doch stimmen, wenn da doch was dran ist. Es sind eben nur Momente, aber vielleicht bricht mein rationaler Widerstand irgendwann mal und ich kippe, also kippe da voll rein. Könnte ja passieren. Davor hab ich Angst, allerdings noch mehr die Furcht, an einen Punkt in meinem Leben zu kommen, wo ich auch zu so einem Roboter werde, mich hinstelle und man es mir gar nicht mehr ansieht, dass ich lüge.

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