Endlich, jetzt mal ein Bericht aus erster Hand, obwohl ich darüber nicht glücklich bin. Gestern wurde unsere kleinste Tochter positiv getestet, nachdem sie hohes Fieber bekam. Ein schwach anschlagender Antigen-Selbsttest, aber starke Bauchschmerzen. 6 Jahre alt, Volksschülerin, seit einer Woche daheim, weil in der Klasse und Schule immer mehr Fälle auftraten. Morgen wäre sie Offlabel geimpft worden. Gestern Abend noch als Verdachtsfall eingemeldet, nachdem wir auch knapp davor waren ins Krankenhaus zu fahren. Heute früh dann ein Antigen-Test, der innerhalb von einer Sekunde positiv anschlug. Es geht ihr schon besser, trotz beständig hohem Fieber.
Jetzt könnte ich mich darüber auslassen, dass dies das Ergebnis ist, die besonders Schutzbedürftigen, unsere Kinder, gerade zu durchseuchen, ob mit Absicht oder aufgrund totaler Überforderung kann man sich je nach Abneigung der Bundesregierung gegenüber oder Verschwörungstheorieanfälligkeitsgrad selbst beantworten.
Jetzt sollte das so laufen: Es sollte sich jemand melden und einen offiziellen PCR-Testtermin vorschreiben und danach würde man – je nach Ergebnis – entweder in Quarantäne geschickt werden oder eben nicht. Es läuft aber nicht, weil die zuständigen Organisationen und Behörden völlig überfordert sind, weil sie unterbesetzt sind und die letzten Monate auch nichts getan wurde, dem angekündigten Verlauf auch mit einer Aufstockung des Personals und der Ressourcen entgegenzuwirken . Ich habe heute mit Behörden telefoniert, wurde von einer Abteilung und einem Büro ins andere verbunden, die nur noch ins Telefon seufzen, weil sich die Akten stapeln und sie auch nicht mehr wissen, meist Frauen, die knapp vor dem Burnout stehen, ich habe mit dem Roten Kreuz telefoniert, wo ein Mann mir roboterhaft aufsagte, dass es ein paar Tage dauern kann bis sich jemand meldet, dass das Rote Kreuz nur fürs Testen aber nicht für die Quarantäne zuständig ist, er klang dabei wie die automatische Ansage der bekannten 1450-Hotline, die so cold und überfordert ist, dass man auch nach einer Stunde Warteschleife nicht mehr durchgestellt wird. Also kann das mit dem offiziellen Test zu dem man mit dem Auto in eine Teststrasse fahren muss, noch ein paar Tage (!) dauern, dann kommt hoffentlich 24 Stunden später das Ergebnis und dann bekommt man den Bescheid, dass man behördlich in Quarantäne geschickt wird. Da vergeht viel Zeit. Und der Witz dabei ist: In unserem fünf Personen-Haushalt muss sich nun unsere Jüngste zuhause aufhalten, alle anderen dürfen aber bis zum Bescheid frei bewegen, also zur Schule gehen oder arbeiten oder schifahren. Macht man natürlich nicht, wenn man klug und verantwortungsvoll handeln will, aber man hat nichts in der Hand, dass dies zum Beispiel einem Arbeitgeber gegenüber argumentierbar machen würde.
Man kann es nur immer wieder sagen: Was momentan passiert und seit Wochen und Monaten verhindert hätte werden können, ist ein Totalversagen, von PolitikerInnen, die gerade den Zusammenbruch eines davor funktionierenden Systems (Genug Platz in den Krankenhäusern, Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, Schutz der Bevölkerung, ..) zu verantworten haben und eigentlich sofort zurücktreten müssten oder die man dringend treten müsste, wenn man sie erwischt. Vielleicht würde dann alles noch mehr disfunktional werden, vielleicht würde sich die Situation dann aber – von ExpertInnen geführt und verantwortet – endlich zum Besseren wenden.
Man sollte selbst auf sich schauen und auf andere, selbstverantwortlich, weil die Verantwortlichen machen es nicht mehr, das ist vielleicht auch die Lehre, aus der man bei der nächsten Wahl seine Schlüsse ziehen muss – und bis dorthin auch eine Aufforderung enthält noch empathischer und solidarischer mit seinen Mitmenschen und seiner Umwelt umzugehen.