Die Kinos kämpfen nun natürlich auch. Im Kinobusiness läuft es nicht so gut, wobei die meisten Kinos ja mehr im Cola-, Popcorn- und Nacho-Business sind als tatsächlich in dem wofür sie gebaut wurden. Wobei die großen Kinos natürlich immer schon eher Spielhallen waren als sogenannte Lichtspielhäuser. Und jetzt bleibt das Publikum aus. Die Zeit, wo man tatsächlich noch Sitzplätze in einer bestimmten Reihe (Mitte, hinteres Drittel) gekauft hat, sind allerdings auch schon lange vorbei. Schon längst war mindestens der halbe Saal leer und man hat sich einfach irgendwohin gesetzt und gar nicht mehr auf seine Karte geschaut. Und es bleibt aber noch mehr Publikum aus, vielleicht auch weil alle am See herumsitzen. Und die Kinos, die großen Betreiber haben Angst. Zuerst hatten sie Angst, dass keine neue Generation von Cineasten mehr nachkommt und jetzt befürchten sie, dass keine neuen Filme mehr nachkommen. Es wurde in den letzten Monaten natürlich auch weniger gedreht, fast nicht gedreht, nur unter strengsten Auflagen und das verzögerte alles nochmal. Ich habe heute ein Interview gelesen, wo nicht die KinobesucherInnen sondern das Ausbleiben an neuen Filmen als das größte Problem dargestellt wurde, die größte Bedrohung. Das ist angesichts von weit über hundert Jahren Filmgeschichte natürlich eine interessante Aussage, spielt aber in das Problem unserer Zeit hinein: Dass ständig neuer Content produziert werden muss, immer neue, immer anders, immer besser, greller, lauter, noch mehr Special Effects, noch mehr CGI. Könnte mir alles gestohlen bleiben, schon lange kann ich mir keine der neuen Blockbuster ansehen, weil mir diese drübergebügelte Überdigitalisierung schon so am Nerv geht. Ich sehe, wie die SchauspielerInnen sich durch Greenscreens bewegen, auch wenn sie gerade New York retten, ich kann das nicht ausblenden.
Ich stelle mal fest, es gäbe genug content, die Filmgeschichte, die Filmindustrie hat schon unglaublich viel produziert und ich fände es großartig, wenn die guten Filme aus über einem Jahrhundert Filmgeschichte wieder auf der größeren Leinwand gezeigt würden. Citizen Kane mal richtig groß, wieder mal Fight Club oder Memento oder Twin Peaks in Fullscreen am Cinemascreen. Oder wenn die Kinobetreiber sich genau jetzt was unglaublich Naheliegendes einfallen lassen würden, nämlich die gesamte Star Wars-Serie, den gesamten Herr der Ringe oder – ich muss nochmal darauf pochen – alle Staffeln von Twin Peaks zu zeigen, jetzt. Ich würde ein Abo-Ticket buchen.
Das Problem mit fehlendem Content hat Netflix übrigens auch, aber jetzt mal ernsthaft: Wie lange gibt es Netflix? Noch nicht so lange im Verhältnis zur Filmgeschichte und trotzdem hat sicher niemand – trotz binge-watching – das gesamte Netflix durchgespielt. Niemand!