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Sitze in meinem Garten, das Wetter ist etwas abgekühlt, zwischen den Wolken drängt sich nun aber doch die Sonne durch. Die Blumenwiese gedeiht, die Bäume blühen wie verrückt. „Blühen wie verrückt“ habe ich gestern gedacht und wusste nicht, wie recht ich damit hatte. Ökologen weisen darauf hin, dass Pflanzen und gerade Bäume in diesem Jahr unter argem Stress leiden. Dadurch dass es schon so früh so mild und ungewöhnlich warm war (the climate change, you know), haben die Bäume ganz schnell ihre Blüten ausgebildet und nun stehen sie da, sehen wunderschön aus, unter der Oberfläche herrscht jedoch der Stress und wahrscheinlich der Schmerz. „Das massenhafte Ausbilden von“ – neues Wort – „ANGSTFRÜCHTEN“ – ! – „macht sie in den nächsten Jahren wenig widerstandsfähig gegen Feinde.“ Wir werden dieses Jahr also Angstfrüchte ernten und essen, was das wohl mit uns macht. Jetzt bin ich seit Jahrzehnten Vegetarier, unter anderem um den Lebewesen den Schmerz, den Transport, den Stress zu ersparen, und erfahre jetzt, dass es den Pflanzen ähnlich geht. Aber was soll ich jetzt tun? Ich kann ja schwer nichts essen. Stichwort! Ich hab schon irrsinnigen Hunger.

> Kleine Zeitung, 18.4.2020
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