Die Verordnungen sind auf dem Weg, dauert noch, dauert immer noch, dauert schon zu lange. Die Kultur stirbt langsam, die Unkultur erwächst daraus. Die KünstlerInnen nagen nun tatsächlich am Hungertuch, das ihnen sowieso immer vor Augen schwebt.
Worin das jetzt verdorrt? Abstandskultur wird das genannt, Lüftungsregie und Verdünnung… ungung-Unworte. Unlogisches, Ungleichbehandlung, Ungereimtheiten. Ich darf mit fremden Menschen im Wirtshaus am Tisch sitzen, aber wenn die Familie (oder es soll doch tatsächlich sowas wie WGs noch geben) zu groß ist, ist das leider nicht möglich. Auch in den Theatern hat man einen Meter Abstand zu seinem Ehepartner zu halten, weil sonst ist das ja nicht mehr kontrollierbar. Und es muss kontrollierbar sein, weil eben der Virus so unkontrollierbar ist. In der U-Bahn, im Zug kann man, nein, muss man oft dicht gedrängt stehen, im Flugzeug sitzt man so dicht gedrängt nebeneinander wie in einer fliegenden Sardinenbüchse. Aber was ist schon eine Flugzeit im Vergleich zu der Zeit in einer Theatervorstellung, das heißt, außer man fliegt länger als eine Stunde, was man ja meistens muss. Die quality time ist wohl mehr wert. Das leuchtet nicht ein, deswegen leuchten da die Alarmglocken der Beliebigkeit. Aber man darf nicht Vergleiche schaffen, die gibt es schon zu genüge und man kommt auf keinen grünen Zweig, kommt man nicht, die erste Grüne ist auch schon daran gescheitert. Man hofft auf das beste und nagt weiter.
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