Tschernobyl war in unserer Kindheit vielleicht das einzige, das dem gleich kam, was jetzt gerade abgeht. Warum mussten wir damals eigentlich nur 4 Tage drinnenbleiben. Rückblickend vertraue ich dieser 4-Tage-Entscheidung eigentlich nicht mehr. Rückblickend würde ich sagen, 4 Tage sind bei einer nuklearen Katastrophe zu wenig, aber was weiß ich schon. Aber gut, ja. Verstehe, entschuldige, ich bin hängen geblieben, an meinen eigenen Gedanken hängen geblieben, wie grausam.
Passiert mir in letzter Zeit leider oft, seitdem alles so langsam geht, Netflix vor allem so langsam geht. Gedrosselt und verpixelt. Wartezeiten in denen man dann oft auch nicht anders kann als sich selber irgendwelche Gedanken zu machen. Und auch schon fast verfällt in eine Art Trance, so wegkippt und schon fast verpasst wenn das Buffering zu Ende ist.
Und in diesem Sinne bitte ich dich, lieber Martin, tu es nicht. Tu es unter gar keinen Umständen. Meditiere nicht. Überleg doch mal, was du dadurch alles auf‘s Spiel setzen würdest. Denn es besteht tatsächlich die geringe Chance dass du zu einer Art Erleuchtung kommst, und mal ehrlich wer will das schon. Würde das nicht alles ändern?
Du bist weich geworden. Das ist ok. Denk daran in einer Krise werden wir alle weich. Müssen wir, kennen wir doch aus Filmen, den Serien, in denen die Helden und Heldinnen knallhart sind. Wissen mit einer Schrotflinte umzugehen und haben kein Problem damit, mal jemanden abzuknallen, wenn es sein muss, aber innen drinnen sind sie wei, butterweich, und sexy, dabei immer sexy. Martin bleib sexy. Mach‘s nicht wie ich, denn während die Welt endlich immer langsamer wird, wird mein Verfall immer schneller. Ich dusche nur noch alle 4, 5 Tage, zieh mich selten um und wenn dann auch nur so halbherzgig, vielleicht mal frische Socken, aber sicher nicht die ganze Montur. For whatß frag ich dich, for what?