16012021-2304:M

Als Chronist eigne ich mich nicht, du im übrigen noch viel weniger. Tage vergehen und nichts wird festgehalten, obwohl doch ständig etwas geschieht. So klein kann das Ereignis gar nicht sein, dass es sich nicht doch lohnen würde, es aufzuschreiben. Gerade passiert im häuslichen Kontext ja wenig (Küche aufgeräumt, Wohnzimmer aufgeräumt, Milch fast leer, Kinder ein paar Mal gesehen, …), global aber viel. Und vorstellbar wäre natürlich noch viel mehr. Man könnte soviel beschreiben, soviel dazudichten. Morgen gibt es wieder eine Pressekonferenz und alle werden auf den Satz des Gesundheitsministers warten, den er immer sagt: Die nächsten Wochen werden entscheidend sein. Der Bundeskanzler wird wieder in einen seiner Sätze ein Fremdwort einbauen, das er neu gelernt hat. Heute gab es eine Demonstration mit ca. 10.000 TeilnehmerInnen, die sich zwischen Ängsten und Sorgen, Verschwörungstheorien und Rechtsextremismus versammelten, distanzlos untereinander, was erschreckend ist, weil sich bei diesen Demos soviel vermengt. QAnon, 5G und Bill Gates waren auch auf Schildern anwesend. Eine abstoßende Masse an Menschen. Das will man nicht genau betrachten. Die Sonne war heute sehr schön, aber ich habe sie verpasst, weil – siehe oben – Küche aufgeräumt. Ich habe Gitarre geübt und mit dem ersten Powerchord schon meine Rockkarriere kurz vor Augen gehabt. Ich habe mich geduscht, aber nicht rasiert. Da fällt mir ein: Haben wir die britische Mutation des Virus schon erwähnt, die 50% ansteckender ist? Fällt man dann zwischendurch ein, hätte man schon schreiben können, aber ich bin einfach ein unzuverlässiger Chronist. Wahrscheinlich werde ich mich in zwei Jahren nicht mehr korrekt an 2020 erinnern können und mir eine Geschehnisse zusammenlügen, anhand von Medienbildern. Und all das nur, weil ich ein so schlechter Chronist bin, weil ich alles durcheinandermixe und vieles vergesse.

Share this post:
Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp

From the same category: