Die letzten Wochen hat mich meine Frau jeden Abend gefragt: Was hast du morgen vor? Ganz unironisch, wenn auch von mir mit einem Schmunzeln kommentiert. Was sollte ich auch schon groß vorhaben? Zoom-Konferenzen sind über Ostern auch ausgesetzt. Der Garten ist tolerabel in Ordnung mit Potential nach oben, was dann nächste Woceh angegangen werden kann. Ich bin heute nur in der Sonne gelegen, habe den Schirm beim Umfallen zugesehen und konnte ein Buch zur Hälfte lesen, dass ich schon seit Jahren lesen wollte (Rainald Goetz „Johann Holtrop“), eine Schande, dass ich erst jetzt dazu komme. Also aktuell ist chilllen angesagt. Vielleicht mangels Spannung und Abenteuer entwirft meine Frau nebenbei schon Theorien über unsere Nachbarn. Unser Nachbar auf der rechten Seite hat offensichtlich seine Frau ausgetauscht, so ihre These, erscheint wie verwandelt. Er lacht im Garten, sowas hatten wir im letzten Jahr nie wahrgenommen. Und es ist wirklich so, dass wir unseren Nachbarn kennen, aber über seine Lebensverhältnisse oder seine Frau nichts wissen, auch über ihr Aussehen kann man sich nicht einigen. Weitere Theorien könnten folgen, vielleicht ist es auch nicht seine Frau sondern seine Schwester oder eine Prostituierte auf Hausbesuch, die allerdings nur das Näheverhältnis befriedigt, also für gemeinsame Stunden im Garten zur Verfügung steht. Unser Nachbar auf der anderen Seite hat mittlerweile einen Whirlpool fertiggestellt, der seinen Garten, der schon mit großem Swimmingpool ausgestattet ist (der nie benutzt wird), nun ergänzt. Dafür hat er auch „ein paar Äste“, wie er sagte, an der Grenze zu unserem Garten weggeschnitten, in Wirklichkeit hat er so ziemlich alle Bäume gefällt, die da standen, wahrscheinlich damit mehr Sonne zu ihm durchdringt. Auch bei diesem Nachbarn sind wir uns nicht sicher, was seine Lebensverhältnisse angeht, wer dieses große Haus mit ihm bewohnt und ob die fünf Autos alle ihm gehören. Wer sind all die Leute, die momentan zu ihm zu Besuch kommen? Bevor ich aber in Spionage und Blockwarttum abgleite, wende ich mich lieber meinem Buch zu und versuche die Verhältnisse um mich nicht zu analysieren und völlig zu ignorieren. Dennoch kann ich nicht leugnen, dass sich in meinem Kopf ein Krimi zusammenbraut, mit uns als Ermittlerteam und unseren Nachbarn als dringend Tatverdächtige. Was genau geschehen ist, müssen wir uns noch ausmalen.