10042020-2250:M

Das Schengenabkommen wird ausgesetzt, wieder mal, oder war es jemals wieder in Kraft getreten, seit vor ein paar Jahren „die Flüchtlinge“ kamen, die große Welle, wie es hieß, die uns dann doch nicht unter sich begraben hat. Als ob immer wieder Möglichkeiten gesucht würden, einen Vorwand zu finden, die liberalen Freiheiten einzuschränken und wieder davon abzurücken, als ein gemeinsames Europa etwas zu stemmen. Jetzt im Aufwind von Nationalismus die Grenzen dicht und nachdem schon England die EU verlassen hat, noch die Zeit gut rüberretten, bis sich weitere verabschieden. Es hieß mal Solidarität, aber davon ist gerade in der Krise nichts mehr zu spüren, nichts mehr zu hören, gerade in der Krise, wo genau das angebracht wäre, nämlich gemeinsam zu handeln und Ressourcen zu teilen. Es dürfte ein seltsames Gesetz herrschen, nach dem die irrationalsten Entscheidungen als die realistischen Handlungsweisen angenommen werden. Wir warten ab, wir sitzen aus. Allein, es wird davon ausgegangen, dass alles aus eigener Kraft machbar wäre, da man ja immer das Stückchen klüger als alle anderen sei, besser ausgerüstet, besser vorbereitet, mehr handlungsfähig. Da braucht es die Anderen nicht, man kommt schon ganz gut allein zurecht, wird gedacht, von den Staaten und von den Menschen, die so zerfasert die Staaten zusammenhalten sollen. Die Menschen, die zusammenhalten sollen, aber leider darin so zerrissen sind, auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Das haben wir nun davon, vom Alles-ist-möglich, von Du-kannst-dir-das-nach-deinen-eigenen-Wünschen-anpassen-lassen. Wo für neue Absatzmärkte ständig neue Nischen gesucht wurden und alles individuell anpassbar wurde. Eigenständige Produkte, die nur zur Verwendung für ein Individuum zur Verfügung stehen. Dieser scheiß Individualismus (sorry neoliberalism), dieses immer mehr am Individualismus, immer mehr Individuen, die dann jetzt plötzlich, sorry, in die Vereinzelung treiben, in die Vereinsamung. Jetzt sind sie getrennt und können in ihren Wohnungen schön einzigartig sein. Wir haben nichts mehr miteinander zu tun, und hätten es jetzt doch so gerne. In der Not wäre gemeinsames Handeln abseits vom Handel doch geboten. Aber die Individuen sitzen allein in ihren Wohnzimmern und Kellern, an den Küchentischen und arbeiten vor sich hin. Die Grenze ist die Wohnung, draußen tobt die Gefahr, die gerade jetzt unsichtbar an allem klebt. Und es lauert die Angst vor allem Fremden einmal mehr.

Share this post:
Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp

From the same category: