06072020-2010:M

Als Elternteil trifft man ja immer wieder mit Menschen zusammen, mit denen man im Alltag wenig Berührungspunkte hat. Zum Beispiel Leute, die gerade ihren Swimmingpool fertiggebaut haben (machen lassen) und so nebenbei überlegen ein paar Hektar Land zu kaufen, damit ihr Pferd etwas Auslauf hat und dann vielleicht noch ein zweites und drittes Pferd anzuschaffen, „damit die Frau etwas beschäftigt ist“. Und wenn ihnen gesagt wird, dass das nicht so einfach geht, weil ja landwirtschaftliche Fläche ja nur Landwirten zur Verfügung stehen darf, gleich ihre Kontakte zum Bürgermeister anführen und dass sie sonst „mit der Faust ins Amt fahren“. Und wenn ihnen gesagt wird, dass Tierhaltung eigentlich auch nicht ohne Genehmigung geht, dass sie da schon einen Weg finden werden. Und wenn man ihnen sagt, dass die Pferde auch einen Stall brauchen, dass sie dann einfach einen Stall hinbauen würden und den alten Schuppen „einfach wegschieben“, also abreissen. Mit so jemanden sitzt man dann am Tisch zusammen und hört interessiert zu, welches unbekannte Biotop von überpriviligierten Menschen man da kennenlernt. Und wenn man dann noch weiter zuhört und der Alkoholpegel steigt, dann plaudern die noch weiter vor sich hin, weil sie sich einfach gerne selbst beim Reden zuhören, sich gerne selber sehen, welche unglaublichen Macher, Macker, sie sind. Und dann bekommt man mit, dass sie bei einem Konzern arbeiten, Möbelkonzern, der beim Shutdown auch erstmal herbe Umsatzeinbußen, Absatzeinbußen erleiden musste. Da machte sich der Konzern natürlich Sorgen, auch um seine MitarbeiterInnen, deswegen brauchte der Konzern dann auch viel Geld vom Staat damit er nicht gezwungen war, seine MitarbeiterInnen rauszuschmeissen. Und das Geld bekam er natürlich, das nahm er natürlich. Und jetzt, eineinhalb Monate später, macht der Konzern unglaubliche Umsätze, hat schon mehr Umsatz als im Jahr zuvor. Das sagt der Konzern dann allerdings nicht. Und das Geld zahlt er auch nicht zurück.
Sowas erfährt man, ganz nebenbei, bei einem Familienfest, wo man mit Menschen zusammenkommt, denen man am liebsten eine reinhauen würde, damit sie endlich wieder Berührungspunkte mit der Gesellschaft haben und zumindest ihre Verantwortung spüren.

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