Ein weiterer Tag, der mich verschluckt hat. Jeden Abend – ungefähr zu dieser Zeit – sitze ich da und denke mir, wohin ist der ganze Tag vergangen. Ich hab mich kaum bewegt, zumindest weder einen Spaziergang gemacht noch etwas, das in die Nähe von richtiger körperlicher Betätigung zur rücken wäre. Stattdessen zweimal irgendein Essen auf den Tisch gestellt und einmal gekocht, den Geschirrspüler mindestens dreimal ein- und zweimal ausgeräumt, das Katzenklo mehrmals geputzt, im Haus die Stiegen rauf- und runtergelaufen, ich war kurz im Garten und wahrscheinlich noch viel mehr im Haushalt erledigt. Ich bin erledigt. Es wäre noch als Frühjahrsmüdigkeit argumentierbar, aber es ist mehr. Auch das Gefühl, das Zeit immer schneller vergeht, je älter man wird (wobei bei mir in den letzten Jahren ohnehin schon eine extreme Beschleunigung eingesetzt), ist nochmal stärker geworden. Insofern hab ich mich bewegt, in der Zeit, aber das Kontinuum ist ein anderes. Wobei, da fällt mir ein, ich war heute in der Apotheke und kurz im Supermarkt, wo jetzt tatsächlich schon Nase-Mund-Masken (NMM) ausgegeben werden. Ein Kunde vor mir sagte doch tatsächlich, dass er keine Maske bräuchte, er wolle nur mal kurz schauen. Das ist aus zwei Gründen absurd, erstens weil man sowas normalerweise beim Shoppen in Kleidungsgeschäften sagt und zweitens … ach. Ich war mit einer Stoffmaske ausgestattet, die ich mir vorsorglich schon vor zwei Wochen bestellt hatte, die modisch ist und höchstwahrscheinlich auch ihren Zweck erfüllt, unter der ich aber tatsächlich weniger Luft bekomme, durch die meine Brille ständig verrutscht und beschlägt und die meine ohnehin leise Stimme noch mehr dämpft. Mehrmals musste ich in der Apotheke meinen Wunsch wiederholen und auch die Bitte, kontaktlos zu zahlen.

Kontaktlos. Das Wort schwirrt mir heute schon den ganzen Tag im Kopf herum. Es ist das wahrscheinlich traurigste Wort zur Zeit. Für einen Bezahlvorgang ist das ja eine gute Variante, aber stell dir vor, du bist ein Mensch und bist „kontaktlos“.